Irgendwie, war es früher ein anderes Gefühl, die Sterne zu beobachten. Nicht, dass der Himmel damals anders ausgesehen hätte, nein, es war das Gesamtbild.
Früher, vor einigen Monaten gingen wir oft an UNSEREN Ort.
Der Ort…Eine Stelle am Fluss. Ein Baum, ein Fleck Wiese, Wasser und die Sterne. Mehr brauchten wir nicht um sicher zu sein, dass das, was im Jetzt passiert, wirklich ist. Dass dieser Moment weder auf eine Leinwand projeziert wurde, noch, dass jede Sekunde eine von Millionen Fotografien ist, die in Dunklen Hinterzimmern mit Hilfe von Chemikalien zum Leben erweckt werden.
Nein, es war real, WIR waren real. Vielleicht war es der Rest der Welt nicht. In diesen Nächten fühlte es sich an, als wären wir, sie und ich, unter einer Glasglocke, abgeschirmt von allem, was greifbar ist.
Alles was greifbar ist, ist zu einfach um wirklich zu sein. Vielleicht liebten wir darum die Sterne so.
Sternkreise, Sternbilder, Sternenstaub, Sternennebel, Sonnen, Monde, Lichter – und Zwillingssterne.
An dem Abend, an dem ich sie das letzte mal gesehen habe, fielen uns zwei Sterne am Himmel auf. Direkt nebeneinander. Zwillinge, zweifelsfrei. Verwandte Seelen wie wir, die von oben auf uns herunterschauen? WIR in einem anderen Universum?
Ich musste innerlich Lächeln, so sehr liebte ich den Gedanken daran. Und trotzdem, ein Teil von mir war leer. Ich streichelte ihre Hand mit meiner, während ich unentwegt in den Himmel schaute.
Irgendetwas stimmte nicht. Ich drehte mich zu ihr um und sah ein Glitzern in ihren Augen – und plötzlich war die Zeit verschwunden. Jede Sekunde, Minute, Stunde, in denen ich wusste, dass wir zusammen die Welt verändern konnten, oder zumindest die paar quadratmeter, aus denen unsere Welt bestand. Diese Träne hatte alles zunichte gemacht. Jedes Gefühl von Entfernung zwischen uns und der Welt „da drau??en“. Sie hatte jedem Stern ihren Namen geraubt.Die Träne war nicht echt, sie war zu greifbar um echt zu sein. Damit platzte unsere Glasglocke und alles, was wir uns erbaut hatten.
Ich bin aufgestanden und gegangen in der Gewissheit, nun der unechten Welt ausgeliefert zu sein, ein Teil von ihr zu sein.
In er nächsten Nacht ging ich zu unserem Platz. Der Himmel war Sternenklar. Ich suchte nach Ihr, meiner Zwillingsseele.Es war dunkel und ich konnte sie nicht sehen. Ich rief nach ihr, aber auch darauf keine Reaktion. Ich bekam es mit der Angst zu tun, wusste ich doch, dass ich ohne sie, mit der ich jeden Gedanken teilte, keine Sekunde mehr überleben könnte.
Dann sah ich etwas Glitzern….
An der Stelle, an der sie am Vorabend noch sa??, war ein kleines Häufchen Sternenstaub.Ich sah zum Himmel auf..Und einer der Zwillingssterne leuchtete Heler als jemals zuvor.
„Sie sind menschlich und ich bin ein Engel“ schoss es mir durch den Kopf…Ich schloss die Augen und spürte, wie ich Teil des Firmaments wurde. Direkt neben ihr.
Und, ja, von hier oben ist es ein anderes Gefühl, die Sterne zu beobachten. Der Himmel ist der selbe wie damals, aber hier oben habe ich die Gewissheit, nie wieder von meinem Engel getrennt zu sein.
©Ria